Montag, 21.10.2024

Sexy Reiseziel? Warum Berlin auch Deutschlands Erotik-Hauptstadt ist

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Eva Klein
Eva Klein
Eva Klein ist eine leidenschaftliche Journalistin, die mit ihrem Feingefühl und ihrer Fähigkeit, persönliche Geschichten zu erzählen, begeistert.

Wer als Bewohner von Kiel und Umland Lust auf einen Trip in die Großstadt hat, für den ist Hamburg wahrscheinlich nicht nur aus geographischen Gründen das „naheliegendste“ Ziel.

Doch selbst wenn Hamburgs Reeperbahn weltberühmt sein mag, so dürften Reisende, deren Sinn in irgendeiner Weise nach Erotik oder Sexuellem steht, in Berlin vielleicht das bessere Erlebnis bekommen. Zumindest aber eines, dessen Vielfalt diejenige der anderen deutschen und vieler europäischer Großstädte in den Schatten stellt.

Die vielen Gründe, warum Deutschlands bevölkerungsreichste Stadt gleichzeitig auch unsere Hauptstadt in Sachen Erotik und Sex ist, zeigen wir auf den folgenden Zeilen auf.

Grund 1: Die liberale Grundeinstellung

Die generelle Grundeinstellung ist in praktisch allen westlichen Großstädten ausgesprochen progressiv, liberal und tolerant gegenüber allen möglichen Einstellungen und Lebensentwürfen. Das umfasst zwar nicht nur das Sexuelle, ist dafür aber zweifellos absolut elementar.

Allerdings stellt Berlin hierbei selbst für ausgesprochene Kritiker einen absoluten Gipfel dar. Die Stadt hat eine geradezu gigantische LGBT-Community. Hinzu kommen unzählige Menschen anderer Orientierungen und sexueller Vorlieben. Zugegeben, vieles hängt damit zusammen, dass Berlin aufgrund seines Rufs schon seit vielen Jahrzehnten solche Menschen anzieht und wie in einem Schmelztiegel zusammenbringt.

Unterm Strich sorgt es jedoch dafür, dass man in keiner anderen deutschen Großstadt so sehr hoffen kann, mit dem Thema Sexualität bei so wenigen Leuten anzuecken bzw. so viele Gleichgesinnte zu finden – egal, worum es gehen mag. Berlin ist in der großen Breite schlichtweg zutiefst freizügig, tolerant, sexpositiv und offenherzig. Dazu vielleicht noch eine Zahl: Im Schnitt bringen es die Berliner auf sagenhafte 120-mal Sex pro Jahr. In den meisten anderen Bundesländern ist der Wert sogar nur zweistellig.

Grund 2: Die Erotik-Dichte pro Flächeneinheit

Mathematik muss nicht immer nur trocken sein. Sie kann unter anderem auch sehr interessante Dinge rund um Erotisches verraten. So zum Beispiel Folgendes: Bezogen auf die Fläche und die Einwohnerzahl bringt es keine andere deutsche Stadt auf eine so große Zahl von erotischen Angeboten zwischen Sexshops, Strip-Clubs und Burlesque-Etablissements. Und weil Berlin gleichzeitig die flächenmäßig größte Stadt der Republik ist, bedeutet das automatisch auch einen Spitzenplatz in absoluten Werten.

Zahlen gefällig? Die Hauptstadt bringt es allein auf 17 Sexshops. Darunter nicht nur allgemein aufgestellte Läden, sondern etwa solche, die sich nur an Frauen richten, ausschließlich BDSM-Sachen verkaufen oder nur ökologisch einwandfreies Spielzeug.

Grund 3: Die käufliche Liebe

Man kann nicht über Sex und Erotik schreiben, ohne über jene Lust zu sprechen, bei der Geld den Besitzer wechselt. Das beginnt bereits bei jener bekannten „alles kann, nichts muss“-Variante in Form von Escort. Diese Form der Begleitung in Berlin ist nicht nur zahlreich, sondern weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt – und legendär.

Auch was die reguläre Prostitution anbelangt, ist die Hauptstadt ein wahres Füllhorn. Offiziell bringt es zwar Nordrhein-Westfalen auf die meisten angemeldeten Sex-Worker. Allerdings handelt es sich dabei um einen aufgrund der Einwohnerzahlen eher unfairen Vergleich der Bundesländer. Hier das mathematische Gegenbeispiel (Zahlen aus 2022):

  • NRW: 7.419 Prostituierte, 18.139.116 Einwohner = 2.444 Einwohner / Prostituierte.
  • Berlin: 1.590 Prostituierte, 3.755.251 Einwohner = 2.361 Einwohner / Prostituierte.

Zumal das nur die offiziell gemeldeten Sex-Workerinnen und -Worker sind. Einem Artikel der „BZ“ zufolge gibt es in der Hauptstadt jedoch allein mehr als 6.000 Frauen, die sich absichtlich nicht registrieren lassen. Wie sich dadurch das Verhältnis verschiebt, liegt auf der Hand.

Grund 4: Die Clubs

Preisfrage: Wer kann aus dem Stand mindestens einen primär für Sexuelles bekannten Nachtclub nennen – der sich NICHT in Berlin befindet? Wer jetzt vielleicht an die legendäre „Ritze“ in Hamburg denkt, liegt leider daneben. Dabei handelt es sich trotz des Namens und der weltbekannten Türmalerei „nur“ um eine ziemlich kultige Kiez-Kneipe. Nicht jedoch einen „sexy Nachtclub“.

Dagegen genügen für Berlin de facto schon zwei Namen:

  1. Berghain: Einer der renommiertesten Techno-Clubs der Welt, der nicht nur für seine Musik, sondern ebenso die sexuell ziemlich heißen Partys, Outfits und die allgemeine Atmosphäre bekannt ist – selbst wenn handfeste sexuelle Handlungen dort keine so zentrale Rolle spielen, wie Außenstehende es oft annehmen.
  2. KitKatClub: Ebenso ein bekannter Techno-Club, bei dem jedoch offene sexuelle Handlungen üblich sind und akzeptiert werden – darunter nicht zuletzt solche aus dem Fetisch-Bereich.

Und das sind, wie gesagt, nur die beiden wohl berühmtesten „sexy Clubs“ der Stadt. Hinzu kommen noch zahlreiche andere Etablissements, die mit weit gespreizten Beinen sowohl in Berlins musikalisch-kulturellem Nachtleben als auch den sexuellen Vorlieben ihrer Besucher stehen.

Grund 5. Die sexy Industrie

Berlin ist definitiv auch eine Größe, was die Filmindustrie anbelangt. Dabei haben viele allerdings nur „normale“ Filme und Serien im Sinn. An dieser Stelle im Artikel wundert es vielleicht nicht mehr, dass Berlins Filmszene ebenso die größte und lebendigste ist, was das Sexuelle betrifft – wobei man hier heutzutage unweigerlich auch auf das Internet eingehen muss.

  • Nirgendwo sonst in Deutschland haben so viele pornografische Produktionsfirmen ihren Sitz. Darunter so bekannte Namen wie Inflagranti oder GGG John Thompson.
  • Berlin ist außerdem die Heimat der weltweit mit Abstand größten Fachmesse rund um das erotische – die Venus Berlin. Zudem ist der auf der Messe verliehene Venus Award gleichsam einer der bekanntesten Szenepreise der Welt für Darsteller, Filme, Produktionsfirmen und einiges mehr.
  • Last, but not least, gehört Berlin zur Deutschland-Spitze, was den Anteil von Pornografie und Erotik am Gesamt-Traffic bezogen auf die Einwohner anbelangt. Mit anderen Worten: Nirgendwo sonst haben entsprechende Videos, Bilder und Texte einen so großen Anteil am Gesamt-Internetverkehr.

Ein Teil davon lässt sich mit Berlins allgemeinem Status als Bundeshauptstadt erklären. Allerdings sollte die im ersten Kapitel angesprochene Einstellung der Stadtbewohner nicht vergessen werden. Wo die meisten Bewohner derart sexpositiv und liberal sind, ist es naturgemäß erheblich einfacher, mit entsprechenden Angeboten seine Zielgruppe zu be- und gutes Geld zu verdienen.

Berlin ist Deutschlands „heiße Hauptstadt“

Berlin mag zwar nicht „everybody’s Darling“ sein. Allerdings darf man der Stadt dennoch nicht ihre zweifellos vorhandenen Meriten verwehren. Was Sex und Erotik anbelangt, ist die Stadt schon seit langer Zeit einer der wichtigsten Triebmotoren des Landes – und nebenbei auch dafür verantwortlich, dass es im Rest der Republik diesbezüglich entspannter vorgeht. Für manche mag Berlin deshalb vielleicht eher „dekadent“ oder „hedonistisch“ sein. Für andere hingegen ist dieser buchstäbliche Sex-Appeal das, was unsere bevölkerungsreichste Stadt ausmacht – und damit wirklich 365 Tage im Jahr Besucher aus aller Welt anzieht.

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