Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft weltweit vor enorme Herausforderungen – und auch Schleswig-Holstein bleibt davon nicht verschont. Die landwirtschaftlichen Betriebe im nördlichsten Bundesland Deutschlands müssen sich an veränderte Wetterbedingungen anpassen, um weiterhin ertragreich und nachhaltig wirtschaften zu können. Die Landwirte reagieren mit innovativen Ansätzen, um ihre Betriebe zukunftssicher zu gestalten. Hier werfen wir einen Blick auf die Maßnahmen und Strategien, mit denen sich Schleswig-Holsteins Landwirtschaft an die neuen klimatischen Bedingungen anpasst.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft
Die Folgen des Klimawandels in Schleswig-Holstein sind bereits deutlich spürbar. Heißere Sommer, häufigere und intensivere Trockenperioden sowie unvorhersehbare Starkregenfälle machen den Landwirten zu schaffen. Diese Extremwetterlagen haben direkte Auswirkungen auf die Ernteerträge und die Bodenqualität. Besonders Getreide, Raps und Mais leiden unter den veränderten Bedingungen, da längere Trockenphasen den Pflanzenwachstum hemmen und Ernteausfälle verursachen können.
Gleichzeitig bedrohen häufigere Starkregenereignisse die Bodenerosion und erschweren die Bodenbearbeitung. Die Feuchtigkeit führt zu Staunässe auf den Feldern, was den Pflanzen schadet und die Erträge mindert. Es wird für die Landwirtschaft immer schwieriger, stabile und planbare Ernteerträge zu sichern.
Anpassung der Anbaumethoden
Um auf diese Herausforderungen zu reagieren, setzen viele Landwirte in Schleswig-Holstein auf eine Diversifizierung der angebauten Pflanzen. Statt sich auf wenige Hauptkulturen zu verlassen, probieren Betriebe zunehmend widerstandsfähigere Sorten aus, die besser mit Hitze und Trockenheit umgehen können. So gewinnen Dürre-resistente Getreidesorten wie Hirse und bestimmte Winterweizensorten an Bedeutung. Auch der Anbau von Sonnenblumen und Leguminosen wie Erbsen und Bohnen wird vermehrt getestet, da diese Pflanzen weniger Wasser benötigen und die Bodenfruchtbarkeit erhöhen.
Ein weiterer Ansatz ist die Förderung von Mischkulturen und Fruchtfolgen. Durch eine kluge Abfolge verschiedener Kulturen werden Nährstoffe im Boden effizienter genutzt, und die Böden erholen sich besser von Extremwetterphasen. Diese Vielfalt stärkt zudem die Widerstandsfähigkeit der Böden gegen Erosion und Auswaschung, was besonders bei Starkregen wichtig ist.
Bewässerung und Wassermanagement
Da Trockenphasen immer häufiger auftreten, wird das Thema Wassermanagement für die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein zunehmend wichtiger. Viele Betriebe investieren in moderne Bewässerungssysteme, die sparsamer mit den Wasserressourcen umgehen. Tröpfchenbewässerung oder der Einsatz von sensorgesteuerten Bewässerungsanlagen ermöglichen es, Wasser gezielt und bedarfsgerecht zu verteilen, wodurch Wasser gespart und die Pflanzen trotzdem ausreichend versorgt werden.
Parallel dazu wird die Speicherung von Wasser in Teichen oder Regenrückhaltebecken immer populärer, um in Dürrezeiten auf eigene Reserven zurückgreifen zu können. Es geht dabei darum, Niederschläge effizienter zu nutzen und auch in Trockenperioden Ernten sichern zu können.
Humusaufbau und Bodenpflege
Ein weiterer Schlüssel zur Anpassung an den Klimawandel liegt im Aufbau von Humus. Humusreiche Böden sind in der Lage, mehr Wasser zu speichern und sind gleichzeitig widerstandsfähiger gegen Erosion. Viele Landwirte setzen daher auf Maßnahmen, die den Humusaufbau fördern. Dazu gehören das Einarbeiten von Pflanzenresten, der Einsatz von Kompost und eine minimal-invasive Bodenbearbeitung, die die natürliche Struktur des Bodens schützt.
Durch den gezielten Humusaufbau wird nicht nur die Wasseraufnahme der Böden verbessert, sondern auch der CO₂-Gehalt im Boden erhöht. So trägt die Landwirtschaft aktiv dazu bei, Kohlenstoff zu binden und das Klima zu stabilisieren.
Agroforstwirtschaft und Windschutz
Eine weitere Strategie, die sich im Angesicht des Klimawandels bewährt, ist die Integration von Bäumen und Sträuchern in die landwirtschaftlichen Flächen, auch bekannt als Agroforstwirtschaft. In Schleswig-Holstein, wo Wind eine große Rolle spielt, bieten Baumreihen nicht nur natürlichen Windschutz, sondern verbessern auch das Mikroklima auf den Feldern. Die Bäume tragen dazu bei, die Verdunstung zu reduzieren und schaffen Schatten für hitzeempfindliche Kulturen.
Darüber hinaus können Bäume und Sträucher helfen, den Boden zu stabilisieren und die Erosion zu verringern. Diese Form der Landwirtschaft, die traditionelles Ackerland mit bewaldeten Flächen kombiniert, wird zunehmend als nachhaltige Methode angesehen, um sowohl den Boden als auch die Ernten zu schützen.
Digitalisierung und Präzisionslandwirtschaft
Auch die Digitalisierung hält in der Landwirtschaft Einzug und bietet innovative Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels. Mit Hilfe von Satellitenbildern, Drohnen und Bodenfeuchtigkeitssensoren können Landwirte in Schleswig-Holstein ihre Felder effizienter bewirtschaften. Diese Technologien ermöglichen es, den genauen Wasser- und Nährstoffbedarf der Pflanzen zu ermitteln und gezielt darauf zu reagieren.
Besonders die sogenannte Präzisionslandwirtschaft, bei der Landmaschinen mit GPS und Sensoren ausgestattet sind, hilft, Ressourcen zu schonen. Düngemittel und Pflanzenschutzmittel können punktgenau ausgebracht werden, was nicht nur die Umwelt schützt, sondern auch die Produktionskosten senkt.
Ökologischer Landbau als Zukunftsmodell
Der ökologische Landbau bietet in Zeiten des Klimawandels ebenfalls interessante Ansätze. Viele Bauern in Schleswig-Holstein setzen bereits auf biozertifizierte Anbauverfahren, die auf chemische Düngemittel und Pestizide verzichten. Ökologische Landwirtschaft fördert die Artenvielfalt, pflegt die Böden langfristig und ist weniger anfällig für extreme Wetterereignisse. Da nachhaltiges Wirtschaften und Umweltschutz immer wichtiger werden, könnte der Ökolandbau ein zukunftsweisendes Modell für die gesamte Region sein.