Der Begriff ‚Kanake‘ hat seine Ursprünge im 19. Jahrhundert und war ursprünglich ein abwertendes Schimpfwort, das von europäischen Kolonisatoren verwendet wurde, um Menschen aus Südosteuropa, dem Nahen Osten, dem Mittleren Osten und Nordafrika zu diskriminieren. In diesem Kontext diente das Wort als Geusenwort, das dazu eingesetzt wurde, bestimmte ethnische Gruppen herabzusetzen und zu stigmatisieren. Der Begriff ‚Kanake‘ wurde in der kolonialen Sprache geprägt und fand auch seinen Weg in die Bezeichnungen wie ‚Kannakermann‘ oder ‚Kannaker‘, die oft italienischer, arabischer oder türkischer Herkunft waren. Während der Kolonisation von Ozeanien und Polynesien wurde ‚Kanake‘ weiter verbreitet, um die indigenen Völker dieser Regionen zu benennen. Die geladenen Konnotationen und der diskriminierende Unterton haben im Lauf der Zeit dazu geführt, dass die Bedeutung von Kanacke in der Gesellschaft stetig hinterfragt wird. Die Herkunft und sprachliche Entwicklung des Begriffs sind entscheidend für das Verständnis der heutigen gesellschaftlichen Relevanz, da er nach wie vor starke Emotionen aufruft und die Kultur sowie Identität der Betroffenen stark prägt.
Gesellschaftliche Wahrnehmung und Wandel
Die gesellschaftliche Wahrnehmung des Begriffs „Kanake“ hat sich im Laufe der Zeit erheblich gewandelt. Ursprünglich geprägt von kolonialen Strukturen, wurde der Begriff häufig im Kontext von Rassismus und Missrepräsentation verwendet, insbesondere in den Diskussionen über Migration aus Südeuropa und Nordafrika nach Westdeutschland. Heute ist es wichtig, historische Sichtweisen neu zu betrachten und den Begriff von seinen kulturellen Konnotationen zu befreien. In der Migrationsdiskussion wird „Kanake“ zunehmend als postkoloniale Allegorie verstanden, die auf die Herausforderungen und Erfahrungen von Menschen mit Migrationshintergrund hinweist. Die Anerkennung dieser Perspektiven ist entscheidend für eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Begriff, der oft mit Vorurteilen und Stigmatisierung behaftet ist. Eine reflektierte Diskussion über die Bedeutung von „Kanacke“ berücksichtigt also sowohl die historischen als auch die aktuellen gesellschaftlichen Kontexte, um ein umfassenderes Verständnis für die damit verbundenen Identitäten zu fördern.
Kanake als Selbstbezeichnung
Die Selbstbezeichnung ‚Kanake‘ hat sich im Verlauf der Zeit gewandelt. Ursprünglich ein abwertendes Wort, das häufig als Schimpfwort im deutschsprachigen Raum verwendet wurde, wird es heute von vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund, insbesondere aus Südosteuropa, dem Nahen Osten und Nordafrika, als Ehrentitel akzeptiert. In der Kanak-Region Neukaledonien bezeichnet der Begriff Menschen, die dort leben, und zeigt eine starke regionale Identität. Insbesondere Gruppen wie ‚Kanak Attak‘ und ‚Ruhrpottkanaken‘ verwenden ‚Kanake‘ als eine Art Geusenwort, um sich gegen negative Stereotype zu wehren. Es ist bemerkenswert, dass die Bedeutung des Begriffs durch kulturelle Einflüsse und die orientalischen, arabischen sowie südländischen Wurzeln seiner Träger einen Wandel erfährt. Ludwig Kapeller hebt hervor, dass diese neue Selbstbezeichnung oftmals mit Stolz getragen wird und sogar als Teil der Identität von Jugendlichen mit türkischem oder arabischem Hintergrund fungiert. Der Begriff spiegelt somit die Diversität der Erfahrungen wider und passt sich den gesellschaftlichen Veränderungen und der Sichtweise an, die verbunden sind mit dem Leben in urbanen, multikulturellen Räumen.
Der Einfluss auf die Identität
Im Kontext des Migrationsdiskurses hat die Bedeutung von „Kanacke“ sowohl Einfluss auf die Identitätsfindung von Individuen als auch auf die Selbstwahrnehmung innerhalb migrantischer Gemeinschaften. Insbesondere für Menschen aus Südosteuropa, dem Nahen Osten und dem Mittleren Osten kann der Begriff „Kanake“ abwertend wirken, obwohl er auch als Geusenwort zur Rebellion gegen diskriminierende Erfahrungen genutzt wird. In vielen Lebensverhältnissen entpuppen sich die Herausforderungen der Integration als breiter Themenkomplex. Die Nutzung des Begriffs im migrantischen Jugendslang spiegelt eine komplexe Auseinandersetzung mit der eigenen Identitätsbildung wider, wobei Jugendliche oft ihren Stolz und ihre Herkunft feiern. Dabei kann das Wort „Kanake“, aufgegriffen von der sogenannten Alman-Gesellschaft, in bestimmten Kontexten auch als Beleidigung fungieren. Für viele ist die Identität im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlicher Ablehnung und dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit geprägt. Die transformative Kraft des Begriffs zeigt, wie sprachliche Zuschreibungen sowohl Verletzungen hervorrufen als auch Potenzial für Empowerment bieten können, indem sie einen Raum für Selbstdefinition und kollektive Identität schaffen.